Unterwegs

Nostalgie erfahren

Wir konnten zwei stolze Besitzer wunderschöner BMW und MINI Oldtimer auf einer Ausfahrt in malerischer Kulisse begleiten.

  • Text: Lorena Mende
  • Foto: Daniel Hager
Nostalgie erfahren

Zwei stolze Oldtimer-Besitzer gesucht! So hat unsere Ausschreibung auf Social Media gelautet. Das grosse Los zogen Daniel Hauri und Reto Grab. Ein Wochenende lang hiess es für sie, pure Fahrfreude mit einer kostenlosen Übernachtung im Luxushotel zu verbinden. Unterwegs tauschten die beiden glücklichen Gewinner alte Geschichten aus und schwärmten von ihren wunderbaren Auto-Trouvaillen.

Es ist ein trüber Samstagmorgen. Die Landschaft auf dem Klausenpass erinnert an eine Szene aus «Herr der Ringe». Wolkenschwaden ziehen vom Tal langsam herauf. Auf der Passhöhe liegt bereits der erste Schnee. Da durchbricht plötzlich lautes Motorenbrummen die Stille und am Horizont erscheinen ein roter und ein gelber Farbtupfer, die in zügigem Tempo näher kommen. Daniel Hauri, stolzer Besitzer eines MINI Cooper S Oldtimers, und Reto Grab in seinem BMW 2002 aus dem Jahre 1974, liefern sich ein bescheidenes Rennen die Kurven hoch. Die beiden sind unterwegs über den Klausenpass nach Engelberg, um dort ihren Gewinn einzulösen: ein Wellness-Weekend im 5-Sterne-Superior-Hotel Kempinski. Es drängt sich jedoch der Verdacht auf: Die beiden fühlen sich hinter dem Steuer wohler als im warmen Wasser.

«Mein Oldtimer bietet eine beinahe gleich schöne Rundumsicht wie das Drehrestaurant auf dem Schilthorn.»
Reto Grab

Früher wie heute ein Hingucker

Auf der Passhöhe angekommen, gönnen sie sich eine kleine Pause. «Du bist aber ganz schön zackig den Berg hoch», begrüsst Reto den passionierten MINI Fahrer Daniel, woraufhin dieser zu erzählen beginnt: Geschwindigkeit hat ihn schon als kleinen Jungen fasziniert. Damals wollte er Radrennfahrer werden. Als er dann seine Vorliebe für Autos entdeckte, war es um ihn geschehen. «Schon mein Vater fuhr einen MINI Cooper und weil auch mein grosses Vorbild Niki Lauda seine Karriere mit einem solchen Auto gestartet hatte, stand mein Traumauto fest», erinnert sich Daniel. So kaufte er sich 1976 eines der schnellsten Modelle, welches damals für sein Budget verfügbar war.

Auch bei Reto greift die Liebe für Oldtimer tief. Deshalb hat er gleich drei Stück davon in seinem Besitz. «Schon meine ersten Fahrstunden absolvierte ich in einem E30 – einem damals äusserst luxuriösen Modell», erzählt er. Nach einigen Jahren entdeckte er schliesslich seine Freude an diesen Modellen wieder. Ein Bergrennen war schuld. Also kaufte sich der heute 52-Jährige einen silbernen E30, wenig später folgte ein oranger E10. «Ein absolutes Traumauto – es war Liebe auf den ersten Blick. Bei der kurzen Probefahrt damit fühlte ich mich wie ein kleiner Junge an Weihnachten. Das war einfach Freude pur», schwärmt Reto.

Seine Leidenschaft für alte BMW Modelle wollte Reto auch anderen weitergeben. Deshalb beschloss er, in seiner Freizeit eine Oldtimer-Vermietung anzubieten, und suchte im Zuge dessen nach einem dritten Auto. Die Suche im Internet dauerte nicht lange: «Als ich diesen wunderschönen, gelben BMW 2002 ausgeschrieben sah, war ich sofort Feuer und Flamme. Farblich die ideale Ergänzung für meine Flotte.» Und in der Szenerie der neblig verträumten Berglandschaft sorgt der perfekt gepflegte Wagen für einen wunderbaren Kontrast. Wir verstehen seine Begeisterung.

Einmalige Emotionen

Die Wolken auf dem Klausenpass verziehen sich allmählich, hie und da blitzt ein Sonnenstrahl auf und die Temperaturen steigen etwas an. Der ideale Zeitpunkt, die Pause zu beenden, die kurvenreiche Strecke auszunutzen und aufs Gas zu treten. Sobald sich die beiden ans Lenkrad setzen, beginnen ihre Augen zu glänzen. Mit breitem Grinsen im Gesicht starten sie die Motoren. Auf dem Weg versucht Daniel zu erklären, was ihn an alten Autos fasziniert: «Das ist, wie ein Lagerfeuer mit Heizradiatoren zu vergleichen», beginnt er. «Ein Lagerfeuer braucht Unterhalt, es riecht nach Rauch und bietet ein Erlebnis. Heizradiatoren hingegen verschaffen optimalen Komfort und Wärme auf Wunsch.» Wenn er im Stau stehe, sitze er natürlich auch lieber in einem modernen Auto. Für richtiges Fahrvergnügen gehöre aber eben mehr dazu.

Auch Reto sieht das so: «Es geht um die Emotionen», erklärt er. Sei es das Geräusch des Motors, der Geruch nach Benzin oder die fehlende Servolenkung – der direkte Fahrbahnkontakt ist ihm wichtig. «Da erhält der Slogan von BMW Freude am Fahren seine wahre Bedeutung.» Mit den Fahrassistenzen in modernen Autos kann er wenig anfangen. Seiner Meinung nach lenken diese nur ab. Er fahre aufmerksamer und bewusster ohne. «Zudem habe ich in meinem sogenannten 02 eine einmalige Rundumsicht. Fast, als sässe man im Drehrestaurant auf dem Schilthorn.»

«Einen Oldtimer mit einem modernen Auto zu vergleichen, ist, als würde man ein Lagerfeuer mit Heizradiatoren vergleichen.»
Daniel Hauri

Treue Weggefährten

Mittlerweile haben sich die Wolken vollends verzogen und die Sicht ist klar geworden. Die Weiterfahrt nach Engelberg verspricht damit noch mehr Genuss. Am Ziel der Reise angelangt, lassen Daniel und Reto auch bei einer Tasse Tee in der historischen Hotel-Lobby nicht von ihrem Lieblingsthema ab. Sie tauschen Geschichten aus, die sie mit ihren Oldtimern erlebt haben: «Mit diesem Auto fällt man einfach auf. Man muss sich an die Blicke gewöhnen», meint Reto. Sei es bei Kurzurlauben in der Schweiz oder bei einem Roadtrip ins Tirol. Doch dass er den meisten beim Vorbeifahren ein Lächeln aufs Gesicht zaubern kann, ist für ihn etwas vom Schönsten. Denn er gibt, wie auch bei seiner Oldtimer-Vermietung, seine Freude und Faszination am liebsten weiter.

Geschichten hat auch Daniel auf Lager. «Nachdem ich mit 20 Jahren den Ausbildungskurs zum Autorennfahrer auf dem Hockenheimring in Deutschland absolviert hatte, fuhr ich mit meinem MINI einige Rennen», erzählt er von seinen Erlebnissen mit dem nur 600 Kilogramm leichten, roten Flitzer. Denn dieser war für den heute 66-Jährigen stets ein treuer Begleiter – seit fast 50 Jahren. «Bei einem Slalomrennen hat mir im Anschluss jemand ein wunderschönes Kompliment gemacht, indem er meinte, mir beim Fahren zuzuschauen, sei einfach schön.» Verträumt fährt er fort: «Für mich ist Fahren mit meinem MINI wie ein Tanz – die Bewegungen, der Rhythmus, die Balance ... wunderschön.» Zu diesen Worten kramt er in seiner Reisetasche, holt einen dicken Ordner mit alten Bildern hervor und belegt seine Erzählungen noch mit fotografischen Beweisen. Beide strahlen.

Ob Daniel und Reto im Anschluss wirklich ein warmes Bad genossen oder sich doch lieber von ihren Autositzen massieren liessen, entzieht sich unserer Kenntnis. Aber eines ist sicher: Wellness hat viele Gesichter.

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